WAZ: Hilfe für Teheran ist nicht harmlos. Kommentar von Dietmar Seher

Als der Bundesfinanzminister die Zollbilanz
vorstellte, redete er über Drogen, Schwarzarbeit, Produktpiraten. Er
verschwieg: Fahnder ermitteln in mehr als 30 Fällen, ob und wie
deutsche Lieferanten der nuklearen Aufrüstung Irans zuarbeiten.

Das Thema ist der Politik peinlich. Es führt zu diplomatischem
Ärger. Doch: Ist es deshalb tabu? Wir alle kennen die Drohungen des
Teheraner Präsidenten. Er will Israel ins Meer werfen. Erhält sein
Regime die Verfügungsgewalt über atomare Sprengköpfe und die
notwendigen Raketen, wird die Sicherheit im Nahen Osten noch fragiler
– und selbst Europa nuklear erpressbar.

Es sind nicht die großen westlichen Konzerne, die dem Wahnsinnigen
helfen. Das können sie sich nicht leisten. Eher versuchen kleine
Ingenieure, Tüftler und Physiker, High-Tech-Wissen und spezielle
Spitzenprodukte gegen üppiges Honorar zu verscherbeln. GPS für
Drohnen hier, eine Turbinenscheibe dort. Sie entwickeln ihre eigene
Logik: Meine Ware ist harmlos. Was schert mich, was sie in Teheran
daraus basteln? Mach– ich es nicht, kassiert ein anderer.

Deutschland hat eine historisch begründete Verantwortung gegenüber
Israel, den Export des Teufelszeugs zu stoppen. Es gibt Gerichte, die
die Täter laufen lassen, weil „die Entwicklung eines iranischen
Atomprogramms nicht nachgewiesen ist“. Sie wissen nicht, was sie tun.

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