Es sieht ganz danach aus, als ob nach Tunesien und
Ägypten der nächste Volksaufstand mit dem Sturz des Regimes endet.
Der Gaddafi-Clan kämpft in Libyen mit brutaler Gewalt ums politische
Überleben. Doch das Volk hat seine Angst verloren. Angst, die die
Menschen viel zu lange gefangen hielt. Sie erkämpfen sich ihre
Freiheit zurück, ihren Stolz, ihre Würde. Das ist so wunderbar, dass
man alle Einwände beiseite fegen und mit ihnen feiern möchte. Doch es
gibt ein Morgen. Und Freiheit, Stolz und Würde machen nicht satt.
Wenn die Menschen in ihrer Heimat keine Perspektive sehen, machen sie
sich auf. Die Despoten in Nordafrika standen lange unter Artenschutz
in der Europäischen Union. Der reiche Norden nutzte die Macht der
totalitären Herrscher am Mittelmeer, um sich die Armutsflüchtlinge
aus Afrika vom Hals zu halten. Europa war nicht vorbereitet auf den
Freiheitswillen der Menschen. Und Europa ist jetzt nicht vorbereitet
auf die Flüchtlinge, die kommen werden, wenn die Außengrenzen der
afrikanischen Mittelmeeranrainer nicht mehr mit Macht kontrolliert
werden. Die Reaktion auf nur 5000 tunesische Flüchtlinge, die auf
Lampedusa strandeten, spricht Bände. Die Europäische Union wirkt
ebenso hilf- wie planlos. Mut macht das nicht.
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