WAZ: Holpriger Start. Kommentar von Dietmar Seher

Der grün-rote Start in Baden-Württemberg ist
holprig. Die schwierige Frage nach der Zukunft des umstrittenen
Bahnhofsprojekts „S 21“ bleibt zwischen den Koalitionspartnern
ungeklärt. Unsicherheiten vermitteln auch viele Fragen des radikalen
Atomausstiegs im Kernenergieland Baden-Württemberg, den SPD wie Grüne
wollen. Schlaflose Nächte sind also für Winfried Kretschmann wie
seinen Partner Nils Schmid gebucht.

Das täuscht nicht darüber hinweg, dass im Südwesten eine Ära
beginnt, die nicht nur Nachahmung erfahren, sondern auch bundesweite
Langzeitwirkung entwickeln dürfte. Die Grünen stellen erstmals einen
Ministerpräsidenten. Es wird wohl nicht der letzte sein.

Die Grünen haben seit ihren Turnschuh- und Blümchenzeiten um 1980
in dreißig langen Jahren viel Erfahrung auf Koalitions- und
Parlamentsbänken sammeln können. Ihre Politiker bewiesen dabei oft
Sachkenntnis und politische Verantwortung. Jetzt fahren die Grünen
die Ernte ein. Die Zeit der alleinigen Hausherrschaft von CDU, CSU
und SPD in den Staatskanzleien der Republik ist zu Ende.

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