WAZ: In der Sackgasse. Kommentar von Dietmar Seher

Sie kennen dieses Gefühl? Dunkelheit. Regen.
Baustelle. Dann gibt es gleich Stop and Go – oder eben nur noch
Stop. Es ist der Rhythmus des Reviers in diesem Herbst auf den
Autobahnen.

Muss das sein? Es mag profane Erklärungen geben. Die übliche
herbstliche Verkehrsfülle. Die gute Wirtschaftslage mit ihren vielen
Lkw-Fahrten. Die Bauarbeiter am Mittelstreifen, die dank der
Konjunkturspritzen des Staates hacken und teeren, was der
Steuersäckel hergibt. Ist ja alles richtig. Was stellen wir uns an.
Nur: Dass das Ruhrgebiet inzwischen Stauregion Nr. 3 in Europa ist
nach Paris und London, das muss erst einmal geschluckt werden.

Denn es deutet auf eine Schwäche der Verkehrsstruktur hin.
Irgendwann hat die Politik die Notwendigkeit für den Straßen- und
Bahnbau in dieser Metropolregion gewaltig unterschätzt. Tatsächlich:
Im Süden fehlt zwischen Düsseldorf und Dortmund die
Entlastungsautobahn. Und dass sich die Regionalexpress-Züge das
Schienennetz mit den ICE teilen müssen, ist Verkehrslenkung von
vorgestern.

Zwei Landesregierungen haben böse versagt. Rot-Grün unter Rau hat
den Ausbau der Straße gestoppt. Und Rot-Grün wie Schwarz-Gelb
kümmerten sich nicht ernsthaft um den schnellen Rhein-Ruhr-Express.
Dass die Schwaben das Geld für ihren Bahnhof Stuttgart einsackten und
jetzt den Ärger haben, ist kein Trost für uns.

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