WAZ: Intrigantenstadl bei Thyssen-Krupp – Kommentar von Thomas Wels

103 Millionen Euro Strafe für die Mitarbeit am
Schienenkartell, ein Korruptionsverdacht, Luxusreisen, Gremien
löchrig wie ein Schweizer Käse, ein wahrscheinlicher
Vorstandsrücktritt, drohende Abschreibungen in Milliardenhöhe – es
brennt an allen Ecken und Enden bei Thyssen-Krupp. Der Brandherd aber
ist leicht auszumachen: die unglaubliche Fehlinvestition in die
Stahlwerke in Brasilien und den USA, die Vernichtung von Werten, die
in der Größenordnung den Wert des gesamten Unternehmens übersteigen
können. So ein Desaster, will und muss aufgearbeitet werden. Der
Thyssen-Krupp-Konzern befindet sich in der Phase der brutalst
möglichen Vergangenheitsbewältigung. Nicht gesteuert, sondern
eruptiv. Wer hat was gewusst, was verheimlicht, hat der Aufsichtsrat
ausreichend Aufsicht geführt? Nebenkriegsschauplätze tun sich auf,
brisante Unterlagen finden den Weg an die Öffentlichkeit.
Machtkämpfe, Rache von Verletzten? Mag sein, dass mit dem
bevorstehenden Rücktritt von Jürgen Claassen der Intrigantenstadl
beendet ist. Wahrscheinlich ist das nicht. Claassen hat als
Vertrauter von Gerhard Cromme immer versucht, allen Schaden vom
Aufsichtsratschef fern zu halten. Die Fragen nach der Verantwortung
für Brasilien bleiben, sie werden jetzt drängender denn je gestellt
werden.

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