Privatfirmen sollten nicht über das Schicksal ganzer
Staaten entscheiden dürfen. Das ist gerade wieder passiert, indem die
Rating-Agentur Standard & Poor–s die Bonitätsnote Irlands gesenkt
hat. Die Bewertungsfirma glaubt, dass die Regierung ihre Schulden
nicht in den Griff kriegt. Wer irische Anleihen kauft, müsse künftig
eher damit rechnen, dass dieser Staat bankrott geht – ein fatales
Fehlurteil.
Rating-Agenturen haben die vernünftige Aufgabe, Investoren
verlässliche Daten darüber zu geben, ob sie ihr Kapital plus Zinsen
von den Schuldnern zurückerhalten werden. Deshalb bewerten sie Firmen
ebenso wie Staaten. Bei diesen kann das zu großen Problemen führen.
Wenn Standard & Poor–s sein Rating senkt, verlangen die Käufer
irischer Anleihen höhere Zinsen. Unterm Strich müssen die
Steuerzahler zusätzliche Milliarden aufbringen – mehr als ohne
Rating-Herabstufung.
Dabei ist die Begründung des Urteils fragwürdig. Schließlich hat
Irland Finanzhilfe beantragt. Die Ausfallwahrscheinlichkeit irischer
Staatsanleihen geht deshalb gen null. Höchste Zeit für eine
öffentliche, europäische Rating-Agentur.
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