Die Kirchen in Deutschland kämpfen gegen ihren
Bedeutungsverlust. In gesellschaftlichen Debatten werden sie immer
seltener wahrgenommen. Laut einer aktuellen Umfrage wünscht sich nur
eine Minderheit der Deutschen einen stärkeren Einfluss der großen
Kirchen: gerade einmal elf Prozent.
Der Evangelische Kirchentag hat gezeigt, wie sich die Protestanten
gegen diesen Trend stemmen wollen – die Massenveranstaltung war
überfrachtet mit politischen Forderungen, Appellen, Resolutionen:
Vorratsdatenspeicherung und TTIP, Steuerrecht und Schuldenerlass,
Waffenlieferungen und G7-Treffen, Globalisierung und Google – kaum
ein Thema, zu dem es nicht mindestens eine Podiumsdiskussion gab. Ein
Jahrmarkt der Meinungen.
Die Kirchen haben die Pflicht, ihre Stimme zu erheben. Wer sich
jedoch selbst unter Druck setzt, zu allem und jedem mindestens einen
Appell zu formulieren, der gewinnt deshalb nicht zwangsläufig an
Relevanz und Einfluss.
Manchmal ist weniger mehr.
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