Dass den Amerikanern nicht bewusst gewesen sein
könnte, dass sie mit ihren verschärften Russland-Sanktionen im
Energiesektor auch europäische Firmen treffen, mag glauben, wer will.
Allmählich müsste die Botschaft aus Brüssel den Weg über den Teich
geschafft haben: Die EU wertet die US-Pläne als Kampfansage und gibt
sich bereit, in einen Handelskrieg einzutreten. Anders lassen sich
die von Juncker angedrohten Vergeltungsmaßnahmen nicht deuten. Zumal
der amerikanische Hintergedanke, mehr eigenes Gas zu verkaufen,
denkbar offensichtlich ist.
Die Europäer haben lange genug gezögert. Was daran liegt, dass die
Ostseepipeline auch in der EU umstritten ist. Neben deutschen
beteiligen sich zwar auch französische, österreichische und britische
Konzerne. Doch vor allem Polen und Balten geht der Einfluss Russlands
zu weit. So verständlich das aus ihrer Sicht sein mag – dieser Zwist
ist Sache der Europäer. Machen die USA mit den Russland-Sanktionen
auch Politik gegen hiesige Unternehmen, muss die EU reagieren. Dass
sie nun hofft, Trump möge das Gesetz ob seiner Putin-Nähe kippen, ist
freilich von selten absurdem Zynismus.
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