WAZ: (K)ein Reifen für den Winter – Kommentar von Gerd Heidecke

Mehr Verkehrssicherheit durch eine frosthart
formulierte Winterreifenpflicht, das fällt in die Kategorie „gut
gemeint“ – und ist also das Gegenteil von gut. Auch nach einer
wünschenswerten Klarstellung, was winterliche Straßenverhältnisse
überhaupt sind, gibt es keine Pflicht zum Winterreifen. Niemand muss
sie zwischen „Oktober und Ostern“ aufziehen, wie es der Reifenhandel
gerne hätte. Was für ein Unsinn: Am 3. Oktober feierte Deutschland
bei 23 Grad, und Ostern ist ein um vier Wochen schwankendes Datum.
Jetzt sollen bald alle, die bei Schnee und Matsch fahren,
Winterreifen haben (egal, ob sie einen kleinen frontgetriebenen
Schneewühler fahren oder eine dicke Heckschleuder). Aber was wird
denn wirklich gefordert? Irgendein Profil mit dem Aufdruck „M+S“
genügt. Für den gibt es schlicht keine Kriterien, jeder chinesische
Billighersteller kann ihn benutzen. Und wenn wirklich hohe
Qualitätshürden für Winterreifen aufgestellt werden? Dann dürfen wir
Flachlandtiroler für zwei Tage Schneegestöber einen Extrasatz Räder
kaufen. Da werden dann viele Ärger und Kosten scheuen und entweder
das ganze Jahr über mit regenuntauglichen Winterreifen fahren oder
auf Ganzjahresreifen umrüsten. Wie jeder Reifen sind die ein
Kompromiss. Im Sinne der Verkehrssicherheit ein schlechter.

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