WAZ: Kassen streichen massiv Stellen

Krankenkassen mit Zusatzbeiträgen haben massiv
Stellen abgebaut, weil sie im vergangenen Jahr hunderttausende
Versicherte verloren haben. Das ergab eine Umfrage der Zeitungen der
WAZ-Mediengruppe (Donnerstagausgabe). Die DAK als größte Kasse mit
Zusatzbeitrag (acht Euro) hat im vergangenen Jahr 650 Vollzeitstellen
abgebaut. Derzeit laufen die Verhandlungen über einen weiteren, wie
es heißt „möglichst sozialverträglichen“ Stellenabbau. Dazu zwingt
die DAK der Verlust von 460 000 Versicherten im vergangenen Jahr.
Selbst die vergleichsweise kleine BKK Heilberufe aus Düsseldorf
trennte sich 2010 von 190 ihrer vormals 470 Mitarbeiter. „Zum Teil
mussten wir das auch mit Kündigungen tun“, erklärte ein Sprecher der
Kasse. Sie nimmt derzeit zehn Euro Zusatzbeitrag im Monat. Die
Versichertenzahl der BKK Heilberufe war im vergangenen Jahr von 240
000 auf 140 000 eingebrochen. Auch die größte Betriebskrankenkasse in
Deutschland gehörte zu den großen Verliererinnen der jüngsten
Gesundheitsreform: Die BKK Gesundheit verlor mit 290 000 jeden
vierten Versicherten. „Als Reaktion darauf mussten wir 300 Stellen
abbauen“, sagte eine Sprecherin. Etwa jeder siebte Mitarbeiter der
BKK Gesundheit verlor demnach seinen Job. Die KKH Allianz reagierte
ebenfalls mit Stellenabbau, nannte aber keine Zahlen. Zum
Personalabbau zwingt die Kassen nicht allein die Betriebswirtschaft,
sondern erstmals auch der Gesetzgeber: Schwarz-Gelb hat die
Verwaltungskosten der Kassen auf dem Niveau von 2010 für dieses und
das kommende Jahr eingefroren. Entscheidend hierfür sind die Ausgaben
je Versichertem. Verliert eine Kasse Versicherte, steigen diese
Kosten automatisch. Um sie wieder zu senken, muss sie deshalb ihre
Verwaltungsausgaben senken – und die bestehen vor allem aus
Personalkosten. Umgekehrt stellen jene Kassen, die Versicherte
hinzugewonnen haben, aber nicht entsprechend viel neues Personal ein.
Die Technikerkrankenkasse (plus 460 000 Versicherte) erklärte,
zunächst die Arbeitsprozesse straffen“ zu wollen. Die Barmer (plus
90.000 Versicherte) hat nach ihrer Fusion mit der GEK noch
„Synergiereserven“, wie es hieß.

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