Heiner Geißler hatte auf diesen Bahnhofs-Frieden
gehofft. Darauf, dass sich Gegner und Befürworter von Stuttgart 21
unter seiner Regie irgendwo in der Mitte treffen und den großen
Streit beilegen. Heiner Geißler muss jetzt wohl einsehen: Das war
Wunschdenken. Es funktioniert nicht.
Denn niemand – Geißler ausgenommen – hatte je die Absicht, einen
Weg der Mitte zu gehen. Die Bahn will diesen neuen Bahnhof. Deshalb
jubelt sie, weil der in der Schlichtung vereinbarte Stresstest zu
ihren Gunsten ausfiel. Das Aktionsbündnis will den Bahnhof nicht.
Deshalb hält es den Test für eine Showveranstaltung und steigt aus
weiteren Gemeinschaftsritualen aus.
Am Ende gibt es viele Verlierer. Geißler, der es gut meinte.
Winfried Kretschmann, der grüne Ministerpräsident. Er wird am Ende
gegen alle Überzeugung dem Milliardenprojekt zustimmen müssen, was
einen Schatten auf seine Regierungszeit wirft und ihm die
Wählerschaft nicht dankt. Und verloren hat auch die Illusion von der
neuen „Zivilgesellschaft“, die alles in Gespräch und Konsens
aushandelt. Sie ist nicht besser als die streitlustige
parlamentarische Demokratie.
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