WAZ: Keine Trendwende bei den Löhnen – Kommentar von Stefan Schulte

Um die Jahrtausendwende war Deutschland regelmäßig
das Schlusslicht Europas beim Wachstum – dafür vorne bei den
Lohnkosten. Im Jahrzehnt danach war Deutschland Schlusslicht bei den
Lohnerhöhungen und ist seit Jahren die Nummer eins beim Wachstum. Da
keinen Zusammenhang zu sehen, ist schwierig. Gleichwohl hassen
Gewerkschafter nichts mehr als ein Lob für ihre Lohnzurückhaltung.

Entsprechend gegensätzlich werden die nun wieder stärker
gestiegenen Lohnkosten bewertet. Für die Gewerkschaften gibt es etwas
nachzuholen, waren die zuletzt guten Tarifabschlüsse überfällig. Die
Arbeitgeber warnen stattdessen, die mühsam errungene
Wettbewerbsfähigkeit wieder zu verspielen. Doch die jüngste Statistik
gibt gar keinen Anlass dazu. Dass die Lohnkosten überdurchschnittlich
steigen, ist normal bei einem Durchschnitt, der sich aus
schrumpfenden Südländern und reichen Nordstaaten ergibt. Im Vergleich
mit seinen westlichen und nördlichen Nachbarn liegt Deutschland bei
den Lohnkosten nach wie vor hinten. Und zwar besonders in der
Industrie, für deren Exportstärke wir angefeindet werden. Die von den
einen bejubelte und den anderen befürchtete Trendwende hat nicht
stattgefunden.

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