WAZ: Kleiner Satz mit großer Wirkung. Kommentar von Michael Kohlstadt zu Arbeitszeugnissen

Auch wenn die Wirtschaft gerade brummt, der
Arbeitsmarkt in den meisten Branchen stabil ist und in manchen
Berufen die Arbeitnehmer sich ihre Arbeitgeber aussuchen können, weil
der Fachkräftemangel um sich greift: Eine Stellenbewerbung ist kein
Selbstläufer. Welche Papiere und Qualifikationsnachweise man vorlegt,
will gut überlegt sein. Dem Arbeitszeugnis kommt dabei eine zentrale
Bedeutung zu. Es geht um viel, wie auch der jetzt verlorene Prozess
der Berliner Zahnarzthelferin zeigt, die wegen nur einer Formulierung
immerhin durch alle Instanzen bis vors höchste Arbeitsgericht zog.
Das hat einen einfachen Grund. Nach Jahren der Berufstätigkeit rücken
Ausbildungsnoten, Diplome oder gar Schulabschlüsse in den
Hintergrund. Zu Schlüsselqualifikationen werden Einsatzwille,
Sozialverhalten und Verlässlichkeit. Damit verstärkt sich die
Abhängigkeit des Beschäftigten von der Einschätzung durch die
Vorgesetzten, die naturgemäß subjektiver ausfällt als
Prüfungsergebnisse. Arbeitgeber sollten Arbeitszeugnisse daher nicht
leichtfertig formulieren. Ein kleiner Satz kann große Wirkung haben.

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