WAZ: Krieg und Frieden. Kommentar von Angelika Wölk

2007 war die Welt der evangelischen Kirche noch in
Ordnung. Da veröffentlichte sie ihre Denkschrift „Aus Gottes Frieden
leben – für gerechten Frieden sorgen“. Darin nahm sie Abschied von
Thomas von Aquins Lehre von einem „gerechten Krieg“. Auch der
Terrorismus, heißt es da, könne die Lehre vom „gerechten Krieg“ nicht
wiederbeleben. Gerecht sei nur der Friede.

Im Februar 2011 kehrt eine Delegation der Kirche aus Afghanistan
zurück, wo deutsche Soldaten so etwas wie Krieg erleben. Sie sollen
den Frieden sichern, aber sie töten auch. „Ich glaube nicht, dass
Gott gefällt, was wir hier tun“, hat einer von ihnen gesagt. Er sehe
aber keinen anderen Weg. Was sagt die Kirche ihm? Es gibt keinen
gerechten Krieg, geh nach Hause und überlass das Land den Taliban?
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider weiß keine klare Antwort.
Man kann das eine Kapitulation des Ideals vor der Realität nennen.
Aber Schneider stellt sich dem. Dafür hat er Respekt verdient.

Respekt hat im Nachhinein auch Margot Käßmann verdient. Sie hat
mit ihrem „Nichts ist gut in Afghanistan“ eine Debatte ausgelöst.
Jetzt zeigt sich, wie wichtig das für die Gesellschaft war, und für
ihre Kirche.

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