Martin Blessing ist Chef einer Bank, die ihr
Überleben auch dem Steuerzahler verdankt. Insofern ist es mutig, wenn
er sich gegen die Bundesregierung in Stellung bringt. Das hat er mit
der Forderung nach Eurobonds getan. Es wäre ein Leichtes, seinen
Vorstoß als Unfug abzutun. Gemeinsame Schulden würden den Druck auf
die Krisenländer, ihre Finanzen selbst ins Reine zu bringen,
schwächen und die Reformansätze im Kein ersticken.
Doch die Kritik ist zu platt, Blessings Idee viel differenzierter:
Er will nur einen Teil der Schulden über Eurobonds organisieren. Den
Rest sollen sich die Krisenländer selbst besorgen – und zwar ohne
Stützkäufe der EZB. Da hat Blessing völlig Recht: die Südeuropäer
kommen nur dank der EZB-Interventionen wieder günstiger an Geld, die
von der Politik brüsk abgelehnte Vergemeinschaftung der Schulden
findet längst statt, nur etwas diskreter.
Blessings Weg wäre also der ehrlichere. Das Ziel bleibt aber, dass
die Krisenländer bei der Geldbeschaffung ganz ohne Hilfe auskommen.
Und das lässt sich durch eine Reduzierung der Anleihenkäufe besser
steuern als durch Eurobonds. Sind die einmal da, werden die Südländer
alles tun, sie zu behalten.
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