WAZ: Krupp-Nachfahren sorgen sich um den Konzern und rechnen mit der Krupp-Stiftung ab

Der Familienrat der Krupp-Nachfahren hat sich
zutiefst besorgt um die Zukunft des Essener Dax-Konzerns geäußert und
Konsequenzen in der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
gefordert, die der Krise bisher tatenlos zugesehen habe. „Onkel
Alfried hätte auf keinen Fall einfach abgewartet und gehofft, dass
sich die Probleme von alleine erledigen“, sagte dessen Nichte Diana
Friz der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe).
Mit ihren Cousins Eckbert und Friedrich von Bohlen und Halbach
fordert sie die Stiftung auf, eine Führungsrolle im Krisenmanagement
der Firma zu übernehmen. Mittelfristig solle die Stiftung durch
Aktienkäufe auch wieder eine Sperrminorität von 25,1 Prozent
erreichen.

Die Krupp-Stiftung ist mit rund 21 Prozent nach wie vor größter
Einzelaktionär von Thyssenkrupp. Der Konzernchef Heinrich Hiesinger
und der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Lehner waren im Juli
zurückgetreten – beide mit dem Verweis auf mangelnde Rückendeckung
durch die Stiftung. Der Familienrat macht dafür Stiftungschefin
Ursula Gather und das elfköpfige Kuratorium verantwortlich. „Lauter
honorige Damen und Herren, die profunde Ideen haben, wie sie das Geld
ausgeben können, das die Stiftung gar nicht übrig hat“, sagt Friz.
Sie wirft der Stiftung, die seit Jahrzehnten von ihrer Substanz lebe,
„Missachtung des testamentarischen Auftrags und Raubbau am
Firmenvermögen“ vor.

Friedrich von Bohlen und Halbach legte Gather indirekt den
Rücktritt nahe: „Sie ist Rektorin der TU Dortmund, das ist ein
Vollzeit-Job. Sie ist Vorsitzende des Kuratoriums, sie ist im
Aufsichtsrat von Thyssenkrupp und sie hat keine unternehmerische
Erfahrung. Sie müsste eigentlich selber erkennen, was das bedeutet.“
Eckbert von Bohlen und Halbach setzt auf Ministerpräsident Armin
Laschet (CDU): „Herr Laschet ist der Einzige, der im Kuratorium frei
agieren kann, ohne alte Wunden aufzureißen.“ Er sei optimistisch,
dass „Laschet eine starke Kraft sein“ könne, die Stiftung neu
aufzustellen und damit auch dem Konzern zu helfen. Der
Ministerpräsident könne auch als oberster Dienstherr der
Stiftungsaufsicht des Landes aktiv werden. Denn die Krupp-Stiftung
lege als eine von ganz wenigen in Deutschland ihre Finanzen nicht
offen. Die Stiftungsaufsicht müsse dafür sorgen, dass der Hügel
endlich sage, was er wofür ausgibt. Der Familienrat hat kein Mandat
in der Stiftung. Er fordert aber, informiert und gehört zu werden,
wie es der Wille von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach gewesen
sei.

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