Der designierte RWE-Vorstandsvorsitzende Peter
Terium stellt die Mitarbeiter des Konzerns auf einen eisernen
Sparkurs ein. „Durch den Kernenergieausstieg kommt weniger Geld in
die Kasse, außerdem belasten uns ungünstige Gasverträge und die
Brennelementesteuer“, sagte Terium den Zeitungen der Essener
WAZ-Gruppe (Mittwochausgabe). „Hinzu kommen die Eurokrise und die
niedrigen Großhandelspreise für Strom. Und schließlich müssen wir
Schulden tilgen, weil wir in den vergangenen Jahren Milliarden in
neue Kraftwerke investiert haben. Deshalb müssen wir sparen und
effizienter werden.“
Auch die Aufstellung von RWE in Deutschland steht auf dem
Prüfstand. „Wir stehen zum Konzernsitz in Essen. Aber wenn wir
bestimmte Abteilungen bündeln, muss das nicht immer in Deutschland
sein“, sagte Terium. „Die Welt spezialisiert sich, und wir dürfen
nicht still stehen. Andere große Konzerne haben Bereiche wie die
Lohnbuchhaltung und Rechnungswesen längst nach Osteuropa verlagert.“
Ob es – wie in der Vergangenheit spekuliert – zum Abbau von mehr
als 8000 Mitarbeitern kommen wird, ließ Terium offen. „Ich möchte
mich jetzt hier nicht auf eine Zahl festlegen. Mehr Effizienz kann
auch bedeuten, dass wir mit der gleichen Zahl Mitarbeitern mehr
leisten. Aber weniger und modernere Kraftwerke bedeuten auch weniger
Personal.“ Auch betriebsbedingte Kündigungen schloss Terium nicht
aus. „Grundsätzlich kann ich leider überhaupt nichts ausschließen“,
sagte er. „Man kann versuchen, Mitarbeiter in neue Bereiche zu
transferieren, aber das hängt auch von der Qualifikation und der
Flexibilität ab. Wir sprechen mit dem Betriebsrat, dem Aufsichtsrat
und den Gewerkschaften. Auf Dauer werden wir aber mit weniger
Mitarbeitern auskommen müssen.“
Die Verbraucher müssen sich auf weiter steigende Strompreise
einstellen. „Das, was wir derzeit am Markt und in der Politik
beobachten, lässt uns nicht auf sinkende Preise hoffen, eher im
Gegenteil“, sagte Terium. „Die Investitionen in neue Netze kosten
Milliarden, auch die Umlage für Öko-Strom dürfte steigen. Dazu kommen
jetzt die Umlage zur Entlastung der energieintensiven Industrien und
steigende Netzentgelte.“
In Nordrhein-Westfalen geraten Pläne von RWE ins Stocken,
gemeinsam mit dem Zechenbetreiber RAG Pumpspeicherkraftwerke auf
Bergbauhalden zu bauen. „Es wird schwieriger, die Pläne zu
verwirklichen. Die großen Mengen Sonnenenergie, die in das Netz
strömen, führen auch dazu, dass Pumpspeicherkraftwerke zurzeit an
Wirtschaftlichkeit verlieren“, sagte Terium. „Wasser wird nachts nach
oben gepumpt, wenn die Strompreise niedrig sind. Es fällt in die
Tiefe und treibt Turbinen an, wenn die Strom-Nachfrage und mithin die
Preise hoch sind, also zwischen acht und 18 Uhr. Diese so genannten
Spitzenlastpreise gibt es praktisch nicht mehr, seitdem die
Sonnenenergie vor allem in der Mittagszeit in großen Mengen
eingespeist wird. Die Wirtschaftlichkeit von Pumpspeicherkraftwerken
ist darum gefährdet.“
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