Ruhrpott, Kohlenpott, Revier – wer diese Namen
hörte, dachte selten an Kultur. Die lag versteckt unter einer
schwatten Schicht. Nun träumen manche in diesem früheren Kohlenpott,
der längst grün geworden ist, vom Etikett „Weltkulturerbe“. Ist das
vermessen? Ist das schräg? Ist das gar lächerlich?
Man könnte sich darüber lustig machen. Denken, dass der Titel eh–
nichts mehr wert ist, seitdem sogar Schützen und
Obstbaum-Landschaften in die engere Auswahl kommen. Und vielleicht
ist dieser Titel kein Sechser im Lotto für die Industriedenkmäler.
Aber Zollverein macht es vor: Nicht nur, aber vor allem der
Unesco-Titel lockt Publikum. Nicht nur aus Frankfurt, sondern auch
aus Fernost. Eltern fahren mit ihren Kindern im Bergbaumuseum ein;
einige Arbeitersiedlungen sind nicht mehr schäbig, sondern charmant.
Wir ahnen, dass dieses Ruhrgebiet immer schon mehr war als schmutzige
Wäsche auf dem Balkon und Henkelmann-Geklapper. Das Revier ist ein
guter Kumpel. Eine ehrliche Haut. Solche Typen kriegen selten große
Titel. Diesmal vielleicht doch.
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