WAZ: Kunden müssen auch mitziehen. Kommentar von Frank Meßing

Hand aufs Herz: Wenn im Supermarkt ein makelloser
rotbackiger Apfel neben einem kleineren blassen mit Druckstellen
liegt, lassen die meisten Kunden das Auge beim Kauf entscheiden. Die
B-Ware muss schon deutlich billiger und für den raschen Verzehr
gedacht sein, damit sie im Einkaufskorb landet. Dabei ist es ein
Wahnsinn, dass zehn Prozent des Obsts und Gemüses nie den Supermarkt
erreicht, weil es Normen und unseren Ansprüchen nicht genügt. Jetzt
aber die Forderung aufzustellen, alle Produkte mit Schönheitsfehlern
in den Handel zu bringen, um die sinnlose Lebensmittel-Vernichtung zu
beenden, wäre zu kurz gegriffen. Denn krumme Gurken und blasser
Brokkoli stellen Erzeuger wie Händler vor große logistische Probleme.
In einen Karton passen nun einmal mehr gerade Gurken gleicher Länge.
Und im Supermarkt-Regal muss für die krummen zusätzlicher Platz neben
den Bio-, konventionellen und regionalen Exemplaren geschaffen
werden. Der Aufwand kann sich nur lohnen, wenn die Verbraucher
mitziehen. Keine leichte Entscheidung für den Handel.

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