WAZ: Linken-Chef in Bedrängnis – Wieder Ärger mit Ernst – Kommentar von Dirk Hautkapp

Selbstmörderische Tendenzen gibt es in allen
Parteien. Die Verve jedoch, mit der Teile der Linkspartei die
Sommerpause zur Selbsthinrichtung nutzen, hat etwas Chronisches. Ganz
oben auf der Liste derer, die „Parteifreunde“ unter dem Fallbeil
sehen möchten, steht Co-Chef Klaus Ernst. Während seine
Mitvorsitzende Gesine Lötzsch durch Unauffälligkeit auffällt, sorgt
der Gewerkschafter jede Woche für neue Negativ-Schlagzeilen. Tendenz:
immer bedrohlicher. Im Vergleich zu dem, was jetzt gegen Ernst in
Stellung gebracht wird, ist die parteiinterne Schimpfe über Einkommen
und Lebensstil des Alm-Pächters und Alt-Porsche-Fahrers beinahe
ebenso Kleinkram wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Sie
spürt dem Verdacht nach, ob Ernst ungerechtfertigter Weise
Dienstreisen auf Kosten des Bundestages abgerechnet hat. Der neue
Vorwurf, Ernst habe der Manipulation bei internen Wahlen Vorschub
geleistet und das Karteileichentum bei der Linken zum eigenen Vorteil
genutzt, ist starker Tobak; zumal aus den eigenen Reihen kommend.
Bewahrheitete sich der Verdacht, den die Parteispitze nur bedingt
überzeugend als Racheakt Einzelner hinstellen wollte, stünde Ernst
schlimm da. Der Mann ist Gegenwind gewohnt. Dieser hier könnte ihn
vom Platz fegen.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de