WAZ: Machtbastionen sind von gestern – Kommentar von Thomas Wels

Die Erneuerung kommt zuweilen auf leisen Sohlen, bei
Thyssen-Krupp kommt sie in Sieben-Meilen-Stiefeln daher. Anders kann
man den Umbruch kaum werten, den Konzernchef Heinrich Hiesinger
begonnen hat und der nun auch zum Abgang von Gerhard Cromme an der
Spitze des Aufsichtsrats führt. Wenn nicht alle Zeichen trügen, dann
macht die Operation „Neues Thyssen-Krupp“ auch nicht vor dem
Binnenverhältnis zwischen Krupp-Stiftung und der Firma halt. Ein
neuer Aufsichtsratschef muss nicht zugleich designierter Nachfolger
von Berthold Beitz an der Spitze der Krupp-Stiftung sein. Traditionen
sind gut, aber sie dürfen das Unternehmen nicht am Fortkommen
hindern. Der Gedanke hat seit Alfried Krupp gleichfalls Tradition in
der Firma. Auch Hiesinger hat ihn schon so formuliert. Thyssen-Krupp,
schwer angeschlagen, sucht die Zukunft für sich zu gewinnen. Eine
Normalisierung auf allen Ebenen, auch im Verhältnis zur Stiftung, ist
da fast schon folgerichtig und gehört mit zum Kulturwandel.
Machtzusammenballung, einsame Bastionen der Entscheidungsfindung,
erscheinen wie von gestern.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Weitere Informationen unter:
http://