Auch Nobelpreisträger irren. Wer mit seinen
aktuellen Thesen zur Finanzkrise falsch liegt, wird sich erst in
einigen Jahren zeigen. Doch bei der Vielstimmigkeit der ökonomischen
Weltelite werden einige durch die noch zu schreibende
Wirtschaftsgeschichte der Zehner-Jahre zwangsläufig widerlegt. Das
Gute daran: Die Politik ist gezwungen, mehr denn je zu hinterfragen,
ob und von wem sie sich beraten lässt. Es ist schon etwas her, dass
eine weitgehend einige Wirtschaftsforschung der Politik eine klare
Richtung vorgegeben hat. Sie begründete den Siegeszug des
Neoliberalismus nach der Jahrtausendwende. Selbst links verortete
Regierungen wie die rot-grüne unter Gerhard Schröder setzten auf eine
Deregulierung der Märkte, die sich nun nicht mehr einfangen lassen.
Ökonomen entwerfen oft in sich logische Konzepte, die aber den
politischen Praxistest nicht bestehen. Ein Beispiel: Mathematisch hat
Joseph Stieglitz völlig Recht, dass es bei niedrigen Zinsen geboten
ist, Schulden zu machen, wenn das Geld zu höheren Renditen wieder
angelegt wird. Nur ist eine Regierung keine Bank. Sie gibt das Geld
im Zweifel so aus, wie es den Wählern gefällt.
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