WAZ: Mehr Geld für 70000 Betriebsrentner von Thyssen-Krupp

Nach monatelangem Streit um die Höhe der
Betriebsrenten lenkt der Essener Industriekonzern Thyssen-Krupp ein.
Das Unternehmen will mehr als 70000 Betriebsrentnern Nachzahlungen
zukommen lassen. „Es ist gut für alle Beteiligten, dass wir jetzt
Klarheit haben“, sagte Personalvorstand Oliver Burkhard der in Essen
erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ,
Freitagausgabe). Thyssen-Krupp hatte in den vergangenen Jahren einer
Vielzahl von Betriebsrentnern – unter anderem in der wichtigen
Stahlsparte – mit Verweis auf die angespannte wirtschaftliche
Situation eine Anhebung der Zahlungen verweigert. Dagegen sind
mehrere ehemalige Beschäftigte mit Erfolg juristisch vorgegangen.
Auch vor dem Bundesarbeitsgericht musste Thyssen-Krupp Niederlagen
einstecken. Nun zieht das Unternehmen Konsequenzen. „Für
Thyssen-Krupp steht an erster Stelle, ein verlässlicher Partner für
unsere aktive Belegschaft und unsere Betriebsrentner zu sein“, sagte
Burkhard. „Deshalb akzeptieren wird die vorliegende Rechtsprechung
und setzen diese um.“ Für mögliche Nachzahlungen oder höhere
Betriebsrenten hatte Thyssen-Krupp kürzlich bereits einen niedrigen
dreistelligen Millionenbetrag in der Bilanz zurückgelegt.

Mit ersten Nachzahlungen sei im November und Anfang Dezember zu
rechnen, hieß es bei Thyssen-Krupp. Die IG Metall in NRW bestätigte
die Einigung mit dem Unternehmen. Der Duisburger Rechtsanwalt Harald
Mende, der zahlreiche ehemalige Thyssen-Krupp-Mitarbeiter vertritt,
sprach von einem Erfolg für die Betriebsrentner. Seine Mandanten
könnten mit Nachzahlungen zwischen 300 und bis zu 4000 Euro rechnen.
Thyssen-Krupp werde sich aktiv an alle betroffenen Rentner wenden,
betonte Burkhard. Dabei werde man aus „Gründen der Fairness“ auch
Nachzahlungen an Betriebsrentner leisten, die keinen Widerspruch
eingelegt oder geklagt hatten. Bislang konnten lediglich
Betriebsrentner, die vor Gericht gezogen sind, auf Nachzahlungen
hoffen. Arbeitgeber mit Betriebsrentenzusagen sind dazu verpflichtet,
regelmäßig zu überprüfen, ob und in welcher Höhe sie die Renten
anpassen müssen, um die Inflation auszugleichen. Wenn eine Firma in
schwieriger Lage ist, dürfen die Erhöhungen ausgesetzt werden. 2012
und 2013 haben viele Thyssen-Krupp-Unternehmen auf eine Erhöhung der
Renten verzichtet.

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