WAZ: Mehr Kontrollen fürs Herz – Kommentar von Petra Koruhn

Für die, die auf ein neues Herz warten, gibt es kaum
eine schlimmere Nachricht: Abermals soll bei der Organvergabe
gepfuscht worden sein. Das Vertrauen zu den Ärzten ist erschüttert.
Mal wieder.

Es ist erst zwei Jahre her, da hat der Göttinger
Organspendeskandal um Spenderlebern für Entsetzen gesorgt. Jetzt also
das Herz. Es gab berechtigte Hoffnung, dass sich nach Göttingen etwas
grundsätzlich verbessert: Verstärkte Kontrollen sollten die
hochsensible Organspende sicherer machen. Das, was nun am Herzzentrum
in Berlin passiert sein soll, zeigt, dass die Kontrollen noch lange
nicht ausreichen.

Zwar ist es wohl einer Prüfkommission zu verdanken, dass die
manipulierte Warteliste entdeckt wurde. Doch ein System ist erst dann
wirklich gut, wenn es solche Mogeleien und Willkür verhindert. Eugen
Brysch, oberster Patientenschützer, sagt schon lange, dass diese
Kontrollen nicht nebenberuflich oder ehrenamtlich zu schultern sind,
dass Profis gebraucht werden.

Die Bereitschaft zu spenden, sinkt mit jedem Skandal. Ein Drama
für die, die auf ein Herz warten, auf eine Leber. Ihr Leben hängt
davon ab, dass sich die Menschen für die Organspende entscheiden.

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