Die zynische Faustregel für die Statistik der
Krankheitstage lautete bisher: Je größer die Angst vor dem
Jobverlust, desto seltener ließen sich Beschäftigte krank schreiben.
Je sicherer sie im Sattel saßen, desto häufiger nahmen sie sich einen
gelben Schein. Die Menschen in NRW müssten sich demnach häufiger
krank melden als im übrigen Bundesgebiet, weil die Arbeitslosigkeit
hier vergleichsweise hoch ist. Doch es ist umgekehrt. Was uns das
sagt? Nun, wenn aus den Nordrhein-Westfalen nicht urplötzlich ein
Volk der Blaumacher geworden ist, dann werden sie wohl tatsächlich
häufiger krank. Weil die Arbeit sich gerade in Ballungsräumen wie dem
Ruhrgebiet verdichtet, weil der Stress häufiger als früher in
Depressionen und Burnouts mündet. Genauer: Weil diese psychischen
Überlastungen im Gegensatz zu früher häufiger ernst genommen und
behandelt werden. Die Sorge um gute Leute lässt zudem bei einer
wachsenden Zahl von Chefs das Verständnis für ihre Mitarbeiter
wachsen. Sie sagen öfter mal, was früher den wenigsten über die
Lippen kam: Kurier Dich in Ruhe aus, ich brauch Dich noch ein paar
Jahre.
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