Natürlich ist es nicht zu leugnen: Ja, es gibt eine
libanesisch-kurdische Parallelgesellschaft, der es gelingt, sich dem
Staat zu entziehen. Eine Gesellschaft, in der die Schulpflicht
missachtet wird und in der die familiäre Kindererziehung kaum
stattfindet. In der, wie es jetzt der Journalist Joachim Wagner
beschreibt, eigene Gesetze herrschen.
Für rechtslastige Populisten sind diese Parallelgesellschaften
gefundenes Fressen. Dort findet sich wohl alles, was sich
ausschlachten lässt, wenn es darum geht, gegen Ausländer Stimmung zu
machen.
Keine Frage: Der Staat muss respektiert und nicht unterlaufen
werden. Darauf muss er achten – wenn es sein muss, auch mit Druck und
Gesetzesänderungen. Und es ist sicher auch verdienstvoll, mit
gründlichen Recherchen auf die Missstände hinzuweisen und
entsprechende Forderungen zu stellen.
Und doch, bei aller Aufregung, sollte der Grundsatz gelten: Lasst
die Kirche im Dorf. Sonst schafft es eine kleine Gruppe, die
gelungene Integration von Millionen Menschen aus dem asiatischen,
arabischen und afrikanischen Raum zunichte zu machen. Ohnehin wird
über diese Leistung viel zu wenig berichtet – und deshalb auch
geredet.
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