WAZ: Millionengrab Gesundheitskarte. Kommentar von Sven Frohwein

Dieser Tage bekommen viele Versicherte Post von
ihrer Krankenkasse. Darin: die elektronische Gesundheitskarte.
Endlich, möchte man meinen. Die Karten kommen nämlich sechs Jahre
später als geplant. Eigentlich sollte das Plastik bereits 2006 die
schon 1995 eingeführte Krankenversicherungskarte ersetzen. Doch das
wird weiter dauern. Viele Praxen haben noch immer nicht auf die neue
Technik umgestellt. Die Kassen empfehlen deshalb ihren Kunden, beide
Karten dabei zu haben. Man weiß ja nie… Eine Erfolgsgeschichte
sieht anders aus: Immer wieder wurde die Gesundheitskarte verschoben,
in ihren Leistungen beschnitten. Anfangs sollte sie sogar eine
elektronische Patientenakte enthalten, genug Speicherplatz für
hochauflösende Röntgenbilder und allerlei Befunde vom Arzt. Daraus
wurde (bislang) nichts. Was die Kassen da zurzeit ausliefern, ist
eine kastrierte Version. Der einzige Unterschied zum Vorgänger: das
Passbild, das den Missbrauch von Kassenleistungen eindämmen soll.
Mehrwert ist bislang nicht in Sicht, dabei würde genau der das
ambitionierte Projekt auch wirtschaftlich machen. Bislang hat die
elektronische Gesundheitskarte nur Geld gekostet. Das gilt im Übrigen
auch für die jetzt drohende Rückrufaktion.

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