WAZ: Mitarbeiter, nicht potenzieller Dieb – Kommentar von Ulf Meinke

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Mag sein. Doch
die Modekette Hollister übertreibt es wirklich, wenn sie regelmäßig
die Taschen ihrer Beschäftigten auf mögliche Diebstähle untersuchen
will. Wenn ein Unternehmen die eigenen Mitarbeiter wie potenzielle
Straftäter behandelt, schürt es in einem unerträglichen Maße
Misstrauen. Dabei passt ein solches Vorgehen so gar nicht zum
vermeintlich coolen Image der US-Modekette. Hat sich in so manchem
Konzern etwa eine Kultur des Misstrauens etabliert? Auch beim
Online-Händler Amazon müssen die Beschäftigten Sicherheitsschleusen
wie am Flughafen passieren, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Bei
Hollister sollen nun die Taschen der Mitarbeiter in Frankfurt bis auf
weiteres nur noch stichprobenartig kontrolliert werden. Würfel sollen
zum Einsatz kommen: Wer eine Vier hat, wird überprüft. Skurril ist
das – und keine Lösung. Hollister sollte im eigenen Interesse
einlenken und die Taschen der Beschäftigten nur bei begründetem
Verdacht unter die Lupe nehmen. Manchmal ist Kontrolle gut, aber
Vertrauen besser.

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