WAZ: Moskau wird nicht einlenken – Kommentar von Stefan Scholl zur Lage in der Ost-Ukraine

Je mehr die Kämpfe im Donbass einer Kette von
Kriegsverbrechen gleichen, umso heftiger wird nach Motiven und Tätern
gesucht. Dass immer mehr Zivilisten umkommen, deutet auf enorme
Gewaltbereitschaft der ukrainischen wie der (pro-)russischen Krieger.
Dass dabei die Separatisten, die sich immer als Beschützer der
wehrlosen Bevölkerung präsentierten, besonders blutig hinlangen, mag
Folge einer zufälligen Häufung militärischer Fehler sein. Dagegen
allerdings spricht, dass die Führer der Separatisten immer
lautstärker Großoffensiven ankündigen.

Die Russen haben im Sommer die Führung der Separatistenrepubliken
umgekrempelt, Kommandeure wurden abgesetzt, ermordet oder
verschwanden. Ihre Nachfolger gelten als stramm moskautreu. Das lässt
vermuten, dass der Kreml selbst Urheber der Eskalation ist. Was auch
immer Wladimir Putin bezweckt – der Westen sollte sich an den
Gedanken gewöhnen: Moskau betrachtet weder US-Sanktionen noch
deutsche Kompromissangebote als Anlass, selbst einzulenken. Und der
Kreml gedenkt, seine Ziele in der Ukraine weiter mit kriegerischen
Mitteln zu erreichen.

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