WAZ: Neue Verbots-Debatte. Kommentar von Dietmar Seher

Männer, Messer, Motorräder: Wer von Rockern redet,
geht oft abgehangenen Klischees auf den Leim. Die Banden mögen sich
so inszenieren, als ein zugegeben etwas unbürgerliches
Freizeitangebot nämlich. Sie sind doch meist viel mehr: machtvolle
Clubs, die mit Geld und Drohgebärden auch mal ganze Stadtteile und
ihre Vergnügungslokale im Griff haben. Hannovers Steintor-Viertel
dürfte das bekannteste dieser Art sein.

Wie kriminell sind Rocker? Wenn ja: Wie gefährlich ist die
Kriminalität, die von ihren Mitgliedern ausgeht, für die
Gesellschaft? Das sind keine naiven Fragen. Am Streit um die
Antworten sind schon die Innenminister der Länder gescheitert. Sie
wollten 2010 ein Verbot erwirken. Bis heute gibt es keines.

Was es gibt: Teilorganisationen sind verboten. Dort, wo die
Beweise gereicht haben. Darum geht es, wenn Polizeigewerkschafter und
Länder Alarm schlagen. Die Indizien nicht nur für Gewalt der Gangs
untereinander werden stärker, sondern für eine Verwicklung in die
organisierte Kriminalität: Rotlichtgeschäfte, Menschenhandel,
Drogen-Deals und Erpressung. Belegt die Politik, dass Funktionäre
legale Firmen unterwandern, kommt das Verbot auf Wiedervorlage.

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