Jetzt heißt es wieder: „Die Bestie“ hat gestanden,
„das Monster“ ist gefasst. Doch bei aller Erleichterung über den
Erfolg der hartnäckigen Ermittler: Hier wurde ein ganz normaler Mann
verhaftet, hilfsbereit, freundlich, kinderlieb – der offenbar 20
Jahre ein furchtbares Doppelleben führte.
Das verunsichert ja nicht nur Eltern zutiefst: Die Täter sind
keine „Monster“. Gerade ein Jahr ist es her, dass der systematische
Missbrauch von Kindern durch Geistliche oder Lehrer aufgedeckt wurde.
Ein unauffälliger, treusorgender Familienvater war der Mann, der
Mirco missbraucht und getötet hat. Und einer, der im Internet übelste
Kinderpornos tauschte, war im Alltag beliebter Vikar im Sauerland.
Auch der Täter von Hamburg hat offenbar Opfer im nahen Umfeld
gesucht und gefunden. Dass diese – eher zufällige – Erkenntnis jetzt
zur Verhaftung führte, ist bitter für die Ermittler. Sie werden
darüber grübeln: Haben wir den Kindern damals die richtigen Fragen
gestellt?
Klar ist aber: Selbst härteste Gesetze schützen nicht vor
grausamen Verbrechern. Wirksamer dürften Erwachsene sein, die Kinder
in ihrer Nähe aufmerksam im Blick haben – und sich in unklaren
Situationen auch einmi- schen. Wer etwa im Morgengrauen im Wald ein
Auto sieht, in dem ein Mann und Kind sitzen, könnte kurz fragen:
Gibt–s da ein Problem? Und bei Bedarf Hilfe holen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de