WAZ: Niederlage der Aufklärung – Kommentar von Lutz Heuken zum Sieg des Gefühls über die Tatsachen

Trumps Wahlsieg beflügelt die Rechtspopulisten. Die
AfD spricht euphorisch von „Zeitenwende“. Man muss befürchten, dass
die Rechten nicht so falsch liegen. Trumps Erfolg ist der bisher
größte Triumph im sogenannten „postfaktischen Zeitalter“, in dem
belegbare Fakten wenig, Gefühle aber alles bedeuten. Ein Beispiel:
Trump hat lange das Gerücht befeuert, Präsident Obama sei gar nicht
in den USA geboren. Das war durch Fakten längst widerlegt. Doch Trump
blieb einfach dabei – weil es die Obama-Hasser hören wollten.

Die AfD und andere Populisten werden ihre Lehren ziehen: Sie
werden künftig noch mehr Tatsachen verdrehen, werden noch mehr böse
Gerüchte streuen. Denn noch weniger als bisher werden sie fürchten,
durch Fakten widerlegt zu werden. Nicht, weil das schwierig wäre,
sondern: weil Fakten viele Anhänger gar nicht interessieren, sondern
allein Gefühle. Wer den Klimawandel leugnet, wer Zuwanderer und
Moslems pauschal verachtet, der lässt sich durch Tatsachen keines
Besseren belehren. Der Sieg Trumps ist eine Niederlage für all
diejenigen, die an die Kraft der Aufklärung glauben. Allein: Sie
sollten sich den Populisten nicht kampflos ergeben.

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