WAZ: Noch ein Kratzer. Kommentar von Tobias Bolsmann

Als ob die Einführung des E 10-Benzins nicht
schon eine Pannenfahrt mit jeder Menge Beulen wäre: Im ersten Anlauf
2008 packte der damalige Umweltminister Sigmar Gabriel die Pläne
gleich ganz ein, im zweiten Versuch machen die Autofahrer einen Bogen
um das Benzin mit erhöhtem Ethanolanteil.

Mit ihrer vorauseilenden Preiserhöhung sorgen die
Mineralölunternehmen für den nächsten Kratzer – vor allem im eigenen
Lack. Man kann vielleicht darüber streiten, ob die gesetzlichen
Vorgaben zu streng sind, doch was macht es für einen Eindruck, schon
jetzt Kosten weiterzugeben, weil im nächsten Jahr – vielleicht –
Strafzahlungen fällig sind? Es macht den üblichen Eindruck bei den
Benzinmultis: Die zocken die Verbraucher mit jeder noch so dünnen
Begründung an der Zapfsäule ab. Dazu passt, dass 400 Millionen Euro
als Strafe happig klingen. Doch es handelt sich um den schlimmsten
anzunehmenden Fall für die Branche.

Und wenn sich herausstellt, dass die Quote doch erfüllt wurde und
die Branche straffrei ausgeht? Dann warten die Kunden gespannt auf
die Begründung, warum die Spritpreise nicht sinken.

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