WAZ: NRW locktÄrzte aus Österreich – Kein Traumjob. Kommentar von Matthias Korfmann

Zum Ende einer Krankenvisite könnte es künftig auch
mal „Servus“ heißen statt „Tschüss“. NRW lockt junge Ärzte aus
Österreich an. Hier werden sie nicht geschmäht, hier müssen sie nicht
lange auf eine Ausbildung im Krankenhaus warten. Hier nimmt man sie
mit Kusshand. Das war–s dann aber auch schon mit der Verlockung. Die
Neuen werden sich wundern, was ihre deutschen Kollegen im Alltag so
leisten müssen. Die Einwanderer werden viel Bürokratie kennenlernen,
lange Arbeitszeiten erdulden, und sie werden erfahren, dass es hier
selten möglich ist, den Arztberuf mit der Gründung einer Familie zu
vereinbaren.

Nach wie vor träumen viele deutsche Krankenhaus-Ärzte von einem
Job im Ausland, um genau diesen Stress hinter sich zu lassen. Sie
würden lieber heute als morgen Stethoskop, Reflexhämmerchen und
Anatomiebuch einpacken und sich nach Dänemark, Australien, in die
Niederlande oder in die Schweiz verabschieden.

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe hat Buch geführt: Jedes Jahr
kehren 150 Mediziner NRW den Rücken. Sie wandern aus, und oft kommen
sie nicht wieder. Wir dürfen uns also nicht wundern, wenn die
Österreicher nach ihrer Lehrzeit gleich wieder „Servus“ sagen.

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