Man könnte es als Posse abtun und herzlich darüber
lachen. Aber der Streit um Internetstörungen, Hackerangriffe und den
erpressten Stopp des US-Satire-Films „The Interview“, der den
nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un verhohnepipelt, ist zu bitter.
Er verstellt den Blick auf das, was Nordkorea wirklich ist – alles,
aber nicht lustig. Nordkorea ist das letzte Land auf diesem Globus,
in dem die Menschen völlig abgeschottet leben. Kaum jemand dürfte es
gemerkt haben, dass das Internet nicht funktioniert. Die Nordkoreaner
haben keinen Anschluss an die Welt. Nicht an die im Internet und auch
nicht an die reale.
Sie haben ganz andere Sorgen. Der jüngste UN-Bericht, der erst am
Montag im Sicherheitsrat diskutiert wurde, listet den täglichen
Horror der Menschen auf: Kim Jong Un regiert totalitär. Er versklavt
sein Volk. Er lässt es hungern, einsperren und foltern. Und er
besitzt Atomwaffen. Darüber aber spricht zurzeit kein Mensch.
Noch etwas sollte zu denken geben: Manipulationen via Internet
sind offensichtlich ein Kinderspiel. Das Netz aber ist die Lebensader
der Neuzeit. Ein Supergau scheint nur eine Frage der Zeit.
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