WAZ: Ohne Haftung geht es nicht. Kommentar von Thomas Wels

In der Theorie ist die grenzüberschreitende
Marktwirtschaft ganz prima. T-Shirts oder Jeans stellen die Menschen
in den Ländern her, die das auf Grund ihrer Kostenvorteile am
günstigsten können. Das schafft Arbeit, wenn es gut läuft, steigen
die Löhne. Hierzulande bekommen die Kunden T-Shirts zu niedrigen
Preisen. Nirgendwo aber wird diese Theorie derart ad absurdum geführt
wie durch die Katastrophen in Bangladesch. Die Sprachlosigkeit
westlicher Textilkonzerne spricht Bände. Marktwirtschaft benötigt
einen Gesetzesrahmen, sonst führt sie zu brutalkapitalistischen
Raubzügen. Verbrauchern mit dem Argument des bewussten Einkaufs beim
anständigen Textilhändler ein Gutteil der Verantwortung aufzubürden,
greift zu kurz. Natürlich haben die Auftraggeber der Textilproduktion
eine Verantwortung, der sie mehr schlecht als recht nachkommen.
Natürlich haben sie das Recht auf gleiche Wettbewerbsbedingungen –
beim Einkauf wie beim Verkauf. Abhilfe schafft daher nur ein
Haftungsrecht, das die Verantwortung der Auftraggeber einklagbar
macht. Nur wer haftbar ist, wird verantwortlich handeln. Im übrigen
einer der Grundsätze für eine menschenwürdige Wettbewerbsordnung des
Ökonomen Walter Eucken.

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