Die Wirtschaft hat ein Frauenproblem. Das ist
bekannt. Doch auch der Staat hat eins: Auf den Chefsesseln der
Beteiligungsunternehmen von Bund, Ländern und Gemeinden sitzen
ebenfalls fast überall Männer. Wen wundert–s.
Die staatlich kontrollierte Welt ist nicht per se eine
frauenfreundlichere Welt als die privatwirtschaftliche. Sie hat sogar
oft noch größere Beharrungskräfte. Braucht es deswegen also eine
Frauenquote auch für die öffentlichen Unternehmen – für Stadtwerke
und Entsorgungsfirmen, Landesbanken und Sparkassen, Krankenhäuser
oder Flughäfen?
Die Frauenquote ist eine Krücke. Zugegeben. Aber Krücken können
hilfreich sein. Weil sie für Bewegung sorgen. Die Große Koalition
will den großen, börsennotierten Unternehmen jetzt per Gesetz
vorschreiben, mehr Frauen in die Spitzenjobs zu holen.
Das Gesetz kommt zu einem Zeitpunkt, wo es fast nicht mehr nötig
ist. Die jahrelange öffentliche Debatte hat die Unternehmen
aufgerüttelt – Frauenförderung ist für die meisten Betriebe kein
Gedöns mehr, sondern Unternehmensziel. Die Krücke wirkt: Sie bewegt
etwas. Schön. Noch schöner wäre es, wenn es auch mal ohne ginge.
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