WAZ: Pleite-Studenten. Kommentar von Christopher Onkelbach

Man stelle sich vor, Millionen Rentner müssten auf
die Auszahlung ihres Geldes warten, weil die Rentenkassen die Anträge
nicht bewältigen können – der Aufschrei wäre gewaltig. Studenten
fehlt eine ähnliche Lobby, doch der Vergleich verdeutlicht den Ernst
der Lage. Etwa jeder fünfte Student ist auf das Geld vom Staat
angewiesen, um über die Runden zu kommen, im Durchschnitt erhält er
434 Euro im Monat. Geld, das die jungen Menschen dringend benötigen,
für Miete, Bücher, Lebensmittel. Welcher Supermarkt lässt
anschreiben?

Die Studentenwerke, die für die Bafög-Abwicklung verantwortlich
sind, arbeiten an der Schmerzgrenze. Auch hier wurde seit Jahren
gespart. Das rächt sich nun. Die Studentenwelle kam nicht
überraschend, und alle Bildungspolitiker finden die neue Studienlust
großartig. Doch die Studenten, die als Garanten unseres künftigen
Wohlstands begrüßt werden, müssen vieles in Kauf nehmen. In Kinos,
Autohäusern und Baumärkten finden Vorlesungen statt. Nun stehen sie
auch noch für ihr Geld an. Wenn die Politik nicht rasch handelt,
werden wir bald über rapide steigende Abbrecherquoten klagen.

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