WAZ: Regeln durchsetzen. Kommentar von Hannes Koch zur Krise bei VW

Zu behaupten, der Volkswagen-Konzern sei eine
kriminelle Vereinigung, ginge zu weit. In erster Linie stellt das
Unternehmen Millionen solider Fahrzeuge her. Unsolide Praktiken und
Gesetzesbrüche sind jedoch immer mal wieder Bestandteile der
Geschäftspolitik. Das Problem liegt beim VW-Konzern in der
Führungskultur. Wegen des autokratischen Führungsstils funktioniert
die Kontrolle der Leitung durch das mittlere und höhere Management
nur schlecht. Da ist es kein Wunder, wenn sich das Unternehmen
planmäßig über Gesetze und Politikkonzepte hinwegsetzt, die die
Gesellschaften, in denen es arbeitet, demokratisch beschlossen haben.
Klimaschutz? Jenseits von Werbebotschaften scheint dieses Anliegen
für VW-Manager nur eine marginale Rolle zu spielen. Der neue
VW-Skandal ist aber ein guter Beleg dafür, dass die Politik gerade
den wirtschaftlich Mächtigen keinen Freifahrtschein ausstellen darf.
Mit Selbstkontrolle der Konzerne ist es nicht getan. Gesetze,
beispielsweise Abgaswerte, die der Staat nicht kontrolliert, werden
nicht eingehalten. Die Wirtschaft braucht harte Regeln von außen, die
die Politik auch durchsetzt.

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