WAZ: Restrisiko Schlamperei. Kommentar von Christopher Onkelbach

Knapp 290 000 alte Brennelementekugeln, jede fast so
groß wie ein Tennisball, werden in Jülich gelagert – Überreste des
Versuchsreaktors, der dort bis 1988 betrieben wurde. 2285 fehlen.
Hoppla! Wo sind die Strahleneier?

Vielleicht in dem maroden Atomlager Asse? Wenn sie dort sind,
sollten sie dort nicht sein, denn Brennelemente durften in der Asse
nicht eingelagert werden. Das Forschungszentrum Jülich vermisst nach
eigenen Angaben keine Kugeln, weiß aber noch nicht genau, wo sie nun
gelagert sind. Weder die Aufsichtsbehörde, noch der Asse-Betreiber
haben eine Erklärung. Sollte sich der Verlust schnell aufklären,
bliebe es bei einer peinlichen Posse. Wenn nicht, wäre es ein
handfester Skandal. Kommt jetzt zu den technischen Risiken der
Kernenergie auch noch das Restrisiko Schlamperei?

Dass die Asse-Betreiber nicht einmal genau nachvollziehen können,
was sich in ihrem Atom-Labyrinth befindet, kommt hinzu. Das
absaufende Versuchsbergwerk diente 20 Jahre lang faktisch als
Endlager. Was man dort wieder ans Licht holen muss, dürfte noch für
manche Überraschung sorgen. Womöglich auch die Jülicher Kugeln?

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de