WAZ: Rettung mit Risiko. Kommentar von Gudrun Büscher

Die Sorgenfalten, die sich angesichts des
griechischen Schuldendesasters in das Gesicht Europas gegraben haben,
sind etwas milder geworden. Diesmal liegt es nicht an purer Kosmetik.
Die Staats- und Regierungschefs haben ein gigantisches Rettungspaket
geschnürt, das nicht nur Zeit, sondern vor allem Luft verschafft.
Schuldenschnitt, Bankenbeteiligung, Billionen-Hebel – das Ergebnis
ist beachtlich und trägt die Handschrift von Angela Merkel. Doch ob
es reicht, ist offen. Es gibt viele Risikofaktoren:

Banken: Sie müssen „freiwillig“ ihren Beitrag leisten. Keiner
weiß, ob das geschieht.

Vertrauen: Nur die Überzeugung, dass der Euro bleibt (und zwar
stabil), schafft Beruhigung an den Märkten. Da ist viel Psychologie
im Spiel, das macht das Ganze so schwer berechenbar.

Italien: Griechenlands Schulden sind beherrschbar für Europa,
Italiens sind es nicht. Regierungschef Berlusconi könnte den
Schuldenerlass für Griechenland als Aufforderung verstehen,
weiterzutricksen statt die überfälligen Spargesetze umzusetzen. Warum
sparen, wenn am Ende Europa einspringt? Wenn dieses Signal vom Gipfel
ausginge, wäre der Euro am Ende.

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