WAZ: Rom verschärft Kirchenstrafen – Gut, mit Makel. Kommentar von Angelika Wölk

Es mag auf den ersten Blick verwundern, dass der
Vatikan erst jetzt die Kirchen-internen Strafen für Sex-Verbrecher in
der Soutane überarbeitet. Schließlich wird seit Monaten über den
Missbrauch durch Priester debattiert. Doch in diesem Fall trifft –
ausnahmsweise – der Vorwurf, die Kirche reagiere zu spät, nicht ganz
den Kern. Diese Verbrechen werden seit 2001, als Joseph Ratzinger die
Verfahren aus Ärger über das Versagen von Bischöfen in vielen Ländern
an seine damalige Glaubensbehörde zog, intern härter bestraft. Dass
die Vorgaben noch einmal überarbeitet und endlich veröffentlicht
werden, ist das richtige Zeichen. Leider ist es nicht ganz ohne
Makel.

Bei der Verjährungsfrist, um nur ein Detail zu nennen, geht Rom
viel weiter als der deutsche Staat. Das ist sehr hilfreich. Doch so
gut dies alles ist, es ändert nichts an einem Problem: Die Kirche
kann nur Priester bestrafen, wenn der zuständige Bischof dessen Taten
nicht vertuscht. So, wie es jahrzehntelang geschehen konnte. Hier
bleiben die Bischofskonferenzen gefordert. Und dass der Vatikan in
einem Zug Kirchenstrafen für Missbrauch und für die Weihe von Frauen
(die die katholische Kirche nicht anerkennt) veröffentlicht, ist
ziemlich unsensibel. Es weckt den fatalen Eindruck, beides werde
gleichgesetzt.

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