Eine alte und kluge politische Weisheit lautet:
„Klettere nie auf einen Baum, wenn Du nicht weißt, wie Du wieder
herunter kommst.“ Nun sitzt Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen ziemlich
weit oben im Wipfel, die Grünen noch zwei Äste höher als die SPD.
Datteln sei keine politische, sondern allein eine rechtliche Frage –
mit diesem Formelkompromiss hatten sie sich über die Zeit zu retten
versucht. Nun hat die Stunde der Wahrheit geschlagen, und zwar im
Sinne der Vernunft. Andernfalls hätte sich Schildbürger-Deutschland
mit dem Abriss eines fast fertigen, milliardenschweren Kraftwerks ein
hübsches Mahnmal ins Schaufenster stellen können. Die Grünen werden
nun wohl oder übel den Kohlemeiler durchwinken müssen, was die Basis
gewiss unter Strom setzt. Und die SPD der Hannelore Kraft wird sich
in ihrer Kohle-Nein-Danke-Position neu sortieren müssen. Und auch die
Bundestagsfraktion der SPD, die einem Null-Ausstoß von Kohlendioxid
bis 2050 das Wort redet, hat ein Problem. Gewinner ist die
Ruhrgebiets-SPD, die zuletzt ziemlich einsam mit eingerollter Fahne
in der Dinosaurier-Ecke gestanden hatte.
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