Der Bischof von Essen, Franz-Joef Overbeck, hat
Bundespräsident Christian Wulff in seinen Aussagen über den Islam
widersprochen. „Deutschland ist sehr klassisch kulturell vom
Christentum geprägt“, sagte der Ruhrbischof den Zeitungen der
WAZ-Gruppe (Donnerstagausgabe). „Seit der Reformation von der
evangelischen und der katholischen Konfession. Das Judentum ist eine
wesentliche Quelle des Christentums.“ Der Islam hingegen sei
historisch gesehen erst 600 Jahre später gekommen. Dennoch habe sich
„durch die modernen Wanderungsbewegungen und die kulturellen
Einflüsse“ die innere Struktur unseres Landes verändert. „Von daher
haben selbstverständlich auch Menschen anderer Religionszugehörigkeit
ein Recht, mit uns zu leben und das Leben zu gestalten. Insofern
gehören Menschen anderer Konfessionen und die Menschen, die keine
religiöse Überzeugung haben, selbstverständlich mit zu uns“, sagte
Overbeck. Die Tradition unseres Landes jedoch, „unser
Rechtsbewusstsein, unser Staatsbewusstsein, unser
Bildungsbewusstsein“ sei durch das Christentum geprägt. Würde man
dies außer Acht lassen, würde man „weder der Geschichte Europas noch
der Lerngeschichte Europas“ gerecht. Denn sie basiere auf der
Religionsfreiheit, nach der jeder Mensch das Recht habe, seine
Religion zu leben und auch öffentlich zu praktizieren, so der
Ruhrbischof. Wulff hatte in seiner Rede zum 20. Jahrestag der
deutschen Einheit gesagt: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu
Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist
unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört
inzwischen auch zu Deutschland.“ Bischof Overbeck nannte es im
Zusammenhang mit der Integration eine Herausforderung, mit einer
Gruppe zusammen zu leben, die einer anderen Religion angehört.
Christen wie Muslime würden jedoch davon profitieren, diese
Herausforderung anzunehmen. „Das ist ein Geben und Nehmen, das
hoffentlich für alle ein Gewinn ist.“
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