WAZ: Ruhrgas kämpft an zwei Fronten – Kommentar von Stefan Schulte

Die Mitarbeiter von Eon Ruhrgas haben gerade erst
ihre neue Zentrale gegenüber der Messe Essen bezogen. Es war ein
vergleichsweise leiser Umzug, ohne die zu solchen Anlässen übliche,
mit großen Zukunftsvisionen gespeiste Euphorie. Man beginnt die
wahren Gründe für diese Bescheidenheit zu ahnen. Die Gewinnmargen bei
Ruhrgas sind im Keller. Berichte über mögliche Verkaufsabsichten des
neuen Eon-Chefs Teyssen sind freilich reine Spekulation, gänzlich
abwegig sind sie nicht. Deutschlands größter Gashändler hat an zwei
Fronten hart zu kämpfen: Beim Einkauf hat er sich durch sehr
langfristige Lieferverträge mit dem russischen Giganten Gazprom
verkalkuliert und sich damit seiner Spielräume beraubt. Solche
Kontrakte helfen, um Preissteigerungen vorzubeugen. Doch wehe, die
Preise sinken dann – wie 2009 geschehen. Und im Verkauf spürt der
Branchenführer den Druck der stärker werdenden Konkurrenz. Was gut
ist für den Wettbewerb, macht dem ehemaligen Monopolisten schwer zu
schaffen. Beides zusammen genommen ergibt sich nur eine
Schlussfolgerung: Die Essener haben die jüngsten Entwicklungen
verschlafen.

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