WAZ: RWE fehlt eine Vision – Kommentar von Ulf Meinke

Compelling Story“ steht über dem Schreiben an die
Führungskräfte des Essener Energiekonzerns RWE – „eine fesselnde
Geschichte“. Ob das Papier diesem Anspruch gerecht wird, sei einmal
dahingestellt. Nüchtern und schonungslos sind wohl zutreffendere
Worte als packend oder mitreißend.

RWE-Chef Peter Terium, ein gelernter Controller, vermittelt nicht
gerade große Visionen für die kommenden Jahre. Seine Bestandsaufnahme
ist zutreffend, doch eine inspirierende Antwort auf die Frage, wohin
die Reise geht, bleibt er schuldig.

Gut möglich, dass die hohe Schuldenlast den Konzern zu weiteren
Unternehmensverkäufen drängen wird. Bei der Produktion von Öko-Strom
– eigentlich ein Zukunftsgeschäft – möchte Terium „weniger Masse,
mehr Klasse“. Auch die klassische Stromerzeugung, etwa durch Kohle-
und Gaskraftwerke, dürfte künftig deutlich kleiner ausfallen.
Weiterer Stellenabbau ist programmiert.

Dass ein so geformter Konzern noch mehr als 60 000 Menschen
Arbeit bieten wird, darf bezweifelt werden. Aber ein Schrumpfkurs ist
keine fesselnde Geschichte.

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