WAZ: Schuss kann nach hinten losgehen. Kommentar von Dietmar Seher

Bislang melden sich Datenschützer: Dürfen Banken
erfahren, wer katholisch, wer evangelisch, wer Muslim ist oder keiner
Religionsgemeinschaft angehört? Sie haben Zweifel, wenn im Sommer
2014 das neue, automatisierte Verfahren des Kirchensteuerabzugs auf
Kapitalerträge startet. Dabei werden viele noch ganz andere Folgen
beklagen: Sie werden erstmals überhaupt Kirchensteuer auf
Zinseinnahmen zahlen. Verpflichtet waren die Gläubigen dazu zwar
bisher schon. Finanzexperten sprechen aber von einer „Ergiebigkeit“
von gerade 15 Prozent. Mit anderen Worten: Gezahlt haben, auch wegen
erheblicher Unkenntnis des komplizierten Meldeverfahrens, offenbar
nur die wenigsten. Die Kirchen freuen sich also auf Mehreinnahmen.
Aber dürfen sie das wirklich? Oder werden Wankelmütige Kirchensteuer
auf Kapitalerträge nicht als eine faktische Steuererhöhung betrachten
– und als den entscheidenden Anlass, der Kirche endgültig den Rücken
zu kehren? Der Schuss kann auch nach hinten losgehen.

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