WAZ: Schwarz-Grün am Ende. Kommentar von Dirk Hautkapp

Es begann als Projekt für die ganze Republik.
Schwarz-Grün in Hamburg sollte modellhaft und zukunftsweisend unter
Beweis stellen, dass konservative Werte und ökologische
Grundüberzeugungen eine konstruktive Schnittmenge bieten. Irgendwann
auch im Bund. Seit gestern kann diese Idee zu den Akten gelegt
werden. Merkels Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke setzen die
Grünen eine Laufzeitverkürzung jener Zweckehe entgegen, die von
Beginn an unter Scheidungsvorbehalt stand.

Ein Traumergebnis werden die Hanse-Grünen Ende Februar nicht
hinlegen; sie treten mit etwas Glück als gefledderter Junior-Partner
in einen SPD-geführten Senat ein.

Und im Bund? Trotz der Verhärtungen im Atomkonflikt waren führende
Grüne wie Christdemokraten bis zuletzt weiter dezent daran
interessiert, die schwarz-grüne Regierungsoption nicht bis zur
Unkenntlichkeit zu verbrennen. Beide Parteien wollen sich diese
Möglichkeit zum Machterwerb in einem unberechenbar gewordenen
Fünf-Parteien-System prinzipiell erhalten.

Die Havarie in Hamburg passt zur Wirklichkeit, in der Kanzlerin
Merkel die Grünen Tag für Tag zum Hauptgegner stilisiert.

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