WAZ: Sehen wir“s mal positiv – Kommentar von Stefan Schulte

Der jüngste Schultest hat es wieder gezeigt: Trotz
gleicher Fähigkeiten gehen Akademikerkinder viel häufiger aufs
Gymnasium als Arbeiterkinder – 4,5-mal so oft. Doch die Forderung
nach gleichen Bildungschancen für alle nutzt sich bereits ab. Im
Politikersprech klingt sie mangels erkennbarer Fortschritte längst
wie eine Floskel. Es tut sich nichts, weil der Bund in der Bildung
nichts zu melden und ein Großteil der Länder kein Geld für seine
Schulen übrig hat. So wird lieber über Schulsysteme geredet, das
kostet nichts. Vielleicht verfangen auch die Warnungen vor
Fachkräftemangel nicht mehr, weil man die ständigen
Untergangsszenarien satt hat. Drehen wir“s doch mal um – vielleicht
verfängt ja eine schöne Aussicht mehr als der ständige Blick in den
Abgrund? Sollte es doch irgendwann gelingen, auch Kinder aus
einfachen Verhältnissen optimal zu fördern, erledigt sich das Problem
Arbeitslosigkeit im kommenden Jahrzehnt von selbst. Das birgt
zugleich große Chancen, die bei Rente und Gesundheit zwangsläufig
steigenden Kosten etwas aufzufangen. Wenn das kein Ansporn ist, die
Bildungsrepublik mehr als nur auszurufen.

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