WAZ: Seltene Koalition: SPD und Goldman – Kommentar von Ulf Meinke

Es ist eine ungewöhnliche Koalition: Einmütig
sprechen sich SPD-Chef Sigmar Gabriel und Alexander Dibelius, der
Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, für schärfere
Gesetze gegen feindliche Übernahmen aus. Ein Parteichef, der sich
gern als Anwalt der Arbeitnehmer in Szene setzt, und einer der
wichtigsten Strippenzieher im globalen Kapitalismus sind
ausnahmsweise einer Meinung: Die deutschen Übernahmegesetze haben
Schwächen. Dass sich ausgerechnet Dibelius so äußert, lässt
aufhorchen. Seine Argumentation lautet: In vielen anderen Ländern
erhalten Minderheitsaktionäre eine durch die Übernahmegesetze
abgesicherte Prämie dafür, dass ein Investor die Kontrolle der
Hauptversammlung eines Unternehmens übernimmt. In Deutschland aber
ist das nicht der Fall. Und das schade der „Kapitalmarktkultur“. Bei
Hochtief dürfte die Kritik auf offene Ohren stoßen. Zu Recht fordert
der Baukonzern Waffengleichheit im Abwehrkampf gegen den spanischen
Konkurrenten ACS. Bleibt zu hoffen, dass sich auch die Kanzlerin für
Regeln stark macht, die Aktionären und Arbeitnehmern gleichermaßen
helfen.

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